Warum sich ein BAföG-Antrag lohnt – und wie ihr es bekommt!
Ihr möchtet studieren – und wisst noch nicht, wie ihr es finanzieren sollt? Oder ihr studiert bereits und auf dem Konto sieht es ziemlich mau aus? Spätestens jetzt ist die Zeit gekommen, sich mit dem BAföG zu beschäftigen. Ab diesem Wintersemester gibt es auch deutlich mehr!
Scott Webb / Unsplash.com
BAföG ist die finanzielle Hilfe für Studis und SchülerInnen – und wir helfen hier mit Tipps zur Antragstellung 😇
und wo ihr bei Unklarheiten und Problemen Hilfe bekommt.
Wir gehen hier vereinfachend vor und knöpfen uns vor allem das BAföG für ein Studium vor. Für die meisten reicht das – zu den Ausnahmeregelungen und Details findet ihr in unseren verlinkten BAföG-FAQ-Artikeln mehr Infos.
5 gute Gründe, BAföG zu beantragen
Euch wird die Hälfte des Geldes vom Staat geschenkt
Die eine Hälfte des monatlichen BAföGs bekommt ihr komplett fürs Studieren „geschenkt“ – der Rest ist ein zinsloses Darlehen. (Nur wer eines der rar gesäten Stipendien ergattert, bekommt mehr geschenkt.) Und da ihr nur die Hälfte zurückzahlen müsst, wäre es unklug, einen BAföG-Anspruch nicht zu nutzen. (Rückwirkend bekommt ihr BAföG nämlich auch nicht sondern erst ab Monat der Antragsstellung!)
Die maximale Verschuldung ist auf 10.010 Euro gedeckelt
Wenn ihr ein Studium mit Bachelor und Masterabschluss machen wollt, kommt ihr in der Regel auf 10 Semestern Regelstudienzeit. Falls ihr nicht aus wichtigen Gründen euer Studium verlängern müsst, würdet ihr bei einem BAföG-Satz von 744 Euro auf fast 44.640 Euro kommen. Zwar müsst ihr davon nur die Hälfte zurück zahlen, das wären aber dennoch 22.320 Euro. Aber zum Glück greift hier die Deckelung der maximalen Verschuldung auf 10.010 Euro – selbst mit Bachelor und Master zusammen! Somit wird einigen mehr als die Hälfte des BAföGs geschenkt!
Ihr zahlt keine Zinsen – anders als bei Studienkrediten & Co.
Das Darlehen ist zudem auch noch unverzinst – somit wächst der Schuldenberg nicht noch unnötig und ihr wisst immer, wieviel noch abbezahlt werden muss.
Die Rückzahlung beginnt erst frühestens fünf Jahre später
Nicht alle HochschulabsolventInnen steigen mit einem super Gehalt ins Berufsleben ein und bezahlen ihr BAföG-Darlehen schnell ab. Müssen sie auch nicht – die Pflicht der BAföG-Rückzahlung beginnt erst 5 Jahre nach der Förderungshöchstdauer (meist die Regelstudienzeit). Und selbst wenn ihr dann noch nicht genügend Geld zur Verfügung habt, könnt ihr auf Antrag bei der Rückzahlung die Pause-Taste drücken.
Ihr habt ab Beginn der Rückzahlung Kohle zur Verfügung? Super! Dann könnt ihr das Ganze auch einfach vorspulen und alles auf einen Schlag abbezahlen – dann schenkt euch der Staat sogar noch zusätzlich etwas. Boni für einen guten oder schnellen Studienabschluss gibt es dagegen nicht mehr (das galt nur bei Studienabschluss spätestens 2012).
Ihr müsst weniger Jobben – und habt mehr Zeit zum Studieren!
Viele Studis müssen im Studium jobben, um über die Runden zu kommen – das ist jedoch nicht immer einfach. Besonders, wer sein komplettes Studium alleine finanzieren muss. Immerhin müsst ihr ja Zeit fürs Studium einplanen, was ja irgendwie logisch sein sollte 🤓.
BAföG-Werbevideo des Deutschen Studentenwerks – mit knappen Infos zum BAföG
Übrigens: Bei den meisten Formen von Schüler-BAföG müsst ihr gar nichts von der Förderung zurückzahlen!
Überzeugt? Oder immer noch nicht…?
„Ich möchte doch nicht mit Schulden nach dem Studium starten!“
Rido - Fotolia.com (stock.adobe.com)
BAföG lohnt sich! – Aber … – Doch!
Aber dafür lieber einen Studienabbruch riskieren? Immerhin gab jeder fünfte Studienabbrecher im Jahr 2008 noch an, dass sie wegen Finanzierungsproblemen ihr Studium frühzeitig aufgegeben haben (Quelle, S.24). Sie haben es nicht geschafft, Studium und Job unter einen Hut zu bekommen.
Wer trotz BAföG-Anspruch denkt, dass er oder sie keine Schulden aufnehmen möchte, vergisst vielleicht, dass mindestens die Hälfte ein Geschenk ist. Und rückwirkend bekommt ihr kein BAföG, wenn ihr erst „kurz vor 12“ merkt, dass es eng wird, sondern erst ab dem Monat des Antrags.
Zudem habt ihr die Möglichkeit, auch während dem Studium zu jobben: bis zu durchschnittlich 450 Euro im Monat (mehr hier). So könnt ihr ein wenig praktische Luft schnuppern – und wenn's reicht bis zum Freibetrag von mindestens 7.500 Euro bzw. ab WiSe 2020 sogar 8.200 Euro (genaueres hier) noch Geld ansparen, welches ihr zwecks Tilgung aufsparen könnt.
Insbesondere sogenannte „Arbeiterkinder“, aus deren Familie noch niemand studiert hat, lassen sich von den Studienkosten und BAföG-Schulden abschrecken. Hierbei vergessen manche, dass HochschulabsolventInnen in der Regel ein höheres Einkommen erzielen. Wenn ihr StudienpionierIn seid, könnt ihr euch bei einer Regionalgruppe von ArbeiterKind.de wenden. Diese können euch zum Thema Finanzierung beraten – aber auch zur Studienwahl, der Bewerbung und wie ein Studium angegangen wird.
„Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das richtige Studienfach gewählt habe – ich spare mir den Anspruch lieber auf.“
Das geht gar nicht: Wer keinen Antrag stellt, bekommt später trotzdem nicht länger BAföG. Es gibt also keinen Grund, mit der Antragstellung zu warten – man verliert definitiv geschenktes Geld vom Staat!
Nicht warten sollte man dagegen mit dem Wechsel des Studienfachs, falls man merkt, das aktuelle Studium ist nicht das richtige: Selbst wenn man kein BAföG beantragt hat und zu spät wechselt (konkret: erst im vierten Semester oder später), so bekommt man wahrscheinlich bis zum ersten erfolgreichen Studienabschluss kein BAföG mehr (Details hier).
✅ Checkliste: Wer kann als Studienanfänger*in BAföG bekommen
Wolfilser / [M] + Smartphone Studis Online - Fotolia.com (stock.adobe.com)
Prüft mit dem BAföG-Check schnell und einfach, ob ihr berechtigt seid!
Bevor sich nun alle zu früh freuen – leider können nicht alle BAföG erhalten. Nutze unseren BAföG-Check – oder schaue in die folgende Checkliste, ob ihr berechtigt seid:
Studiere ich das richtige? Zumindest aus BAföG-Sicht …
Förderungsfähig über das klassische BAföG ist ein Studium an einer Hochschule – am bekanntesten: Uni und FH. Und zwar in Deutschland, der gesamten EU und der Schweiz. Soll es gleich – oder später – zum Studium ins Ausland gehen, könnt ihr Auslands-BAföG erhalten. Zudem sind nur grundständige Studiengänge und konsekutive Master – nicht jedoch weiterbildende Master (mehr zum Thema BAföG im Master). Zusätzlich muss das Studium in Vollzeit gemacht werden, Teilzeit-Optionen kommen mit BAföG nicht in Betracht. Wenn ihr unsicher seid, fragt bei der Hochschule nach oder einem Studentenwerk eures Vertrauens.
Und wenn ihr noch Schüler seid, schaut am besten bei Schüler-BAföG.
Staatsangehörigkeit?
Leute ohne deutschen Pass können unter bestimmten Voraussetzungen auch BAföG erhalten. Schaut hier nach, wer dazu gehört.
„Kann ich mal deinen Ausweis sehen?“
Das leidige Thema Alter – wer einen Bachelor mit unter 30 Jahren und einen Master mit unter 35 Jahren anfängt, hat hier keine Probleme, beim BAföG-Türsteher vorbei zu kommen. Aber wie so oft, gibt es eine Reihe von begründeten Ausnahmen, wie ein Studium auf dem zweiten Bildungsweg oder persönliche oder familiäre Hinderungsgründe. Genaueres für alle Ü30.
Sehr hungrig auf Bildung?
Wenn ihr nach dem Schulabschluss oder einer maximal dreijährigen Ausbildung (auch mit theoretischem BAföG-Anspruch) ein Erststudium beginnt, sollte alles im Lot sein. Auch für den Master danach könnt ihr BAföG beantragen.
Ihr möchtet einen zweiten Bachelor oder zweiten Master machen? Dies wird sehr schwierig, da eigentlich nur eine Ausbildung gefördert wird – informiert euch hier, welche Ausnahmen es gibt.
Bist du auch immer ordentlich? Beim Studium?
Gefördert werden nur Studierende, welche ordentlich studieren. Dies heißt, dass ihr auch zur Hochschule gehen müsst und Veranstaltungen besucht. Spätestens nach dem vierten Semester wird ein Leistungsnachweis vom BAföG-Amt gefordert .
Wenn diese Fragen positiv geklärt sind, steht folgende – nicht ganz uninteressante – Frage im Raum: Wieviel Geld gibt's denn nun?
Kassensturz
„Wieviel BAföG bekomme ich denn nun?“
Roman Mager / Unsplash.com
Zum Glück muss man für diese Berechnung kein Mathestudium vorher absolvieren ...
Dies hängt davon ab, wieviel Einkommen und Vermögen ihr habt – und (außer in Ausnahmefällen) vor allem vom Einkommen eurer Eltern. Die Eltern sind rechtlich dazu verdon– äh, verpflichtet, eure erste berufsqualifizierende Ausbildung zu finanzieren.
Beim eigenen Einkommen geht es nicht um „alte Kammellen“ – ausschlaggebend ist nur das Einkommen in der Zeit des BAföG-Erhalts. Beim Vermögen sieht dies jedoch wieder anders aus: hier zählt sämtliches euch zur Verfügung stehendes Hab und Gut am Tag der Antragstellung. Und seid hier genau! Falsche oder unvollständige Angaben können bei einem Datenabgleich auffliegen.
Bestimmt haben viele von euch schon etwas vom sogenannten „elternunabhängigen BAföG“ gehört – hier sind die Eltern aus dem Spiel raus. Die meisten aus dieser Gruppe haben vor dem Studium eine Berufsausbildung gemacht und gearbeitet. Prüft hier, ob elternunabhängiges BAföG für euch möglich ist.
Da ihr und eure Eltern auch wiederum Freibeträge geltend machen könnt, gilt es nun auf die Jagd auf viele Zahlen zu gehen. Wisst ihr schon, ob ihr weiter bei euren Eltern wohnen werdet? Dies hat auch einen Einfluss auf euren Bedarfssatz.
Ihr habt alle Zahlen zusammen? Prima! Diese könnt ihr nun in unseren BAföG-Rechner eingeben – und erfahrt euren voraussichtlichen monatlichen BAföG-Anspurch!
Da wir (leider?!) kein BAföG-Amt sind, war's das aber noch nicht – wenn ihr Aussicht auf BAföG habt, müsst ihr dann zu gegebener Zeit den Antrag stellen.
How to make the BAföG-Antrag
Wann kann ich meinen BAföG-Antrag stellen?
Empfohlen wird frühzeitig – aber wichtiger noch ist auch die Vollständigkeit! So wird ein Antrag ohne Immatrikulationsbescheinigung nicht bearbeitet – und wenn wichtige Unterlagen fehlen auch nicht.
Falls der Monat des Studienbeginns noch weit weg ist und ihr noch nicht immatrikuliert seid, könnt ihr die Zeit bereits nutzen, um die erforderlichen Unterlagen und insbesondere Nachweise zu sammeln und zurecht zu legen. Auch könnt ihr schon mal die Formulare ausfüllen, so erspart ihr euch später den Stress.
Wenn die Studienplatzzusage sehr knapp kommt – was oft bei „Nachrückern“ passiert – sehr wichtig: stellt zumindest einen formlosen BAföG-Antrag noch in dem Monat des Studienbeginns. Das BAföG wird niemals für Monate vor Antragstellung gewährt. Und hier auch wichtig: Tag der Antragstellung ist der Tag, an dem der Antrag beim Amt eingeht und nicht ein Poststempel!
Wo kann ich meinen BAföG-Antrag stellen?
Da es kein zentrales BAföG-Amt gibt, müsst ihr die für euch zuständige Stelle selbstständig suchen. Beim Studierenden-BAföG ist das Amt meist beim für die Hochschule zuständige Studentenwerk zu finden.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, den Antrag online zu stellen. Was dabei zu beachten ist, lest ihr hier.
Wichtig beim BAföG-Online-Antrag: Die nötigen Nachweise und Unterlagen müssen weiterhin auf Papier zugeschickt werden. Und auch der Antrag selbst – denn wer hat schon eID oder De-Mail? Das sind nämlich die einzigen erlaubten elektronischen Wege, die ein postalisches einsenden ersparen könnten.
Daneben könnt ihr aber auch künftig den Antrag ganz klassisch auf Papier ausfüllen. Die notwendigen Formulare findet ihr hier.
Kopiert euch eure Anträge sowie Belege und dokumentiert, was ihr wann wohin geschickt habt! Legt hierfür am besten einen eigenen Ordner an, wo auch eure Kontoauszüge für die Studienzeit reinwandern sollten.
Und wie bereits oben erklärt, wenn es knapp ist: Reicht einen formlosen Antrag beim zuständigen BAföG-Amt ein!
Werbung – aber auch ein echter Tipp: Online-Antrag über studieren+ stellen
Allen, denen Antragsformulare ein Graus sind, würden wir raten, den Service von studieren+ auszuprobieren. Sofern ihr bereits gecheckt habt, dass es grundsätzlich klappen könnte …
In unserem BAföG-FAQ findet ihr (hoffentlich) viele Antworten auf eure Fragen. Alle unsere Informationen auf Studis Online und auch unser stark genutztes Forum dienen der ersten Information. Insbesondere bei juristischen Fragen kann und soll unsere Webseite nicht eine Rechtsberatung durch einen zugelassenen Rechtsanwalt ersetzen.
Natürlich können und sollten auch die MitarbeiterInnen im BAföG-Amt umfassend informieren, wozu sie auch rechtlich verpflichtet sind. Eine unabhängige Beratung bieten aber auch die BAföG/Sozial-Referate der Studierendenvertretungen an
Priscilla Du Preez / Unsplash.com
Ihr schafft das!
Wir wissen, dass wir hier Vieles vereinfacht dargestellt haben – je tiefer ihr im BAföG-Antrag drinnen steckt, desto mehr Fragen ergeben sich für einige von euch. Seid euch bewusst, dass trotzdem auch schon viele mit komplizierteren Verhältnissen einen erfolgreichen Antrag geschafft haben.
Lasst euch nicht vom bürokratischen Aufwand entmutigen bei eurem Erstantrag!
„Ach, muss ich etwa nochmal so einen Antrag stellen???“
Ja. Und leider einmal jedes Jahr– aber wenn ihr den Erstantrag gemeistert habt, werden die Folgeanträge sicherlich leichter. Ihr schafft das!
Lidya Nada / Unsplash.com
BAföG – alles nur happy shiny Sonnenschein?
Auch wenn das BAföG vielen ein Studium ermöglicht oder leichter macht: Perfekt ist es nicht. Darauf wollen wir ganz kurz auch eingehen – Verbesserungen kommen ja nicht von allein, irgendwer muss sich auch dafür einsetzen. Und das kann man nur, wenn man Bescheid weiß. Wir greifen – neben vielen – die zwei größten Punkte heraus, die am BAföG verbessert werden könnten:
Die aktuelle BAföG-Anpassung 2019 fiel nur deswegen so groß aus, weil es drei Jahre – und davor sogar sechs Jahre – lang gar keine Anpassung gab. Und auch zwischen 2002 und 2008 war es nicht anders. Daher fordern diverse Organisationen (u.a. das Deutsche Studentenwerk oder der studentische Dachverband fzs) schon seit längerem eine dynamische, „automatische“ Anpassung des BAföGs an die Lebenshaltungskosten. Mehr dazu könnt ihr im Artikel Dynamische Erhöhung des BAföG nachlesen.
Die Tatsache, dass das BAföG bis auf wenige Ausnahmen nur elternabhängig gewährt wird, hat auch seine Nachteile. Denn auch wenn man seine Eltern verklagen (bzw. das Amt das erledigen) kann, wenn sie keinen oder zu wenig Unterhalt leisten – die wenigsten machen das. Ein elternabhängiges BAföG wäre die Lösung. Allerdings müssten dann auch diverse andere Leistungen zugunsten des elternunabhängigen BAföGs gestrichen werden – z.B. das Kindergeld und die Kinderfreibeträge. Sonst käme es zu neuen Ungerechtigkeiten. An derart große Umbauten am Sozialstaat traut sich die Politik leider nur selten. Vorbilder gäbe es: Schweden und Finnland haben schon lange ein elternunabhängiges Fördersystem.
Wer sich mit der Hochschulpolitik vertraut machen möchte, findet hier einiges zum Lesen – oder hat viele Möglichkeiten vor Ort, sich in Hochschulgruppen, dem AStA oder der Fachschaft zu engagieren.
Die wichtigsten Artikel zum BAföG auf Studis Online
Hinweis der Redaktion: Der Artikel wurde ursprünglich am 17.7.2017 veröffentlicht, letzte kleine Änderungen wurden am oben angegebenen Datum vorgenommen.
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.