Statt die Formulare händisch auf Papier auszufüllen, kann der BAföG-Antrag schon seit längerem online erfolgen. Zwar fast nie ganz ohne Medienbruch, aber je nach Fall und eigener Ausstattung zumindest zu großen Teilen. Geht es um Tipps zum Erstantrag oder wie du den Antrag zurückziehst, so findest du Tipps dazu im Artikel BAföG-Antrag. Beim BAföG-Folgeantrag gibt es wieder anderes zu beachten. Ob du überhaupt BAföG bekommen kannst, sagt dir unser BAföG-Check. Eine Voraussage der Höhe ermöglicht der BAföG-Rechner.
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Der Online-Antrag allein reicht meist nicht, es muss noch unterschrieben werden!
Haupt-Vorteil eines Online-Antrages ist, dass die Eingaben zumindest oberflächlich auf Richtigkeit geprüft werden und so verhindert wird, dass unbedingt erforderliche Angaben vergessen werden. Allerdings sind die Prüfungen verbesserungsfähig. So wird die Eingabe „Teilzeit“ kommentarlos hingenommen – dabei ist dann in den meisten Fällen gar kein BAföG möglich. Zumindest ein Hinweis wäre da angebracht.
☹️ Nach wie vor sehr unhandlich ist das Online-Tool für Mecklenburg-Vorpommern, auch das von Sachsen ist kaum als modern zu bezeichnen.
Übrigens: Wer glaubt, Online- (oder e-)BAföG würde bedeuten, es gäbe eine zentrale Webseite, wo man den Antrag eingeben können, täuscht sich. Es bleibt noch weitgehend bei Lösungen je Bundesland.
Immerhin: Seit 26. Oktober 2020 ist das Pilotprojekt bafoeg-digital.de gestartet, das gemeinsame Portal von Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Mehr dazu im Artikel Alte Probleme in neuem Look? – BAföG-Digital startet in Pilotphase.
Papierlos – oder zumindest mit wenig Papier …
Bei vielen Portalen könnte der Antrag inzwischen komplett papierlos gestellt werden – zumindest theoretisch. Vorreiter war Hessen, dort ist das bereits seit 20.11.2015 möglich. Erforderlich ist dazu allerdings, dass der Antragsteller (und für die Formblätter 3 auch die Eltern) einen Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion (eID) besitzt. Weiterhin muss der Antrag an einem Computer gestellt werden, an dem ein passendes Kartenlesegerät angeschlossen ist, um die Online-Ausweisfunktion nutzen zu können. Alternativ ist z.T. die Nutzung von DE-Mail möglich. Allerdings: Laut dem Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks hatten „[v]on Juni 2017 bis Ende April 2018 […] bundesweit nur 540 Studierende und 50 Schüler einen BAföG-e-Antrag gestellt.“ (Vgl. unser Interview zur BAföG-Novelle 2019.)
Selbst bei den papierlosen Anträgen lässt sich aber nicht vermeiden, dass man die nötigen Nachweise und Unterlagen zusammenstellen und vieles davon zumindest scannen muss, da wohl kaum alle Unterlagen bereits elektronisch vorliegen. Wer – wie die meisten – eID oder De-Mail nicht nutzt, muss in der Regel den Antrag dann ausdrucken und unterschrieben einschicken (teilweise ist es auch möglich, den unterschriebenen Antrag wiederum einzuspannen und hochzuladen) und kann dabei die weiteren Unterlagen beilegen. Viele der Online-Tools erlauben auch ein Hochladen der weiteren Unterlagen, dann spart man sich immerhin das Ausdrucken dieser.
Ist die Zeit knapp (Semester bzw. Schule hat schon begonnen), sollte man zunächst einen formlosen Antrag stellen und sich dann um den Online-Antrag kümmern.
Trotz allem: Online-Antrag sinnvoll
Der Online-Antrag an sich ist sinnvoll und die Tools werden tatsächlich langsam immer besser. Auch wenn es weiterhin diverse Stellen gibt, wo offensichtlich unpassende Angaben akzeptiert werden.
Die meisten der folgenden Tools ermöglichen es, mit der Bearbeitung zu pausieren und die bisher gemachten Angaben lokal auf dem Rechner in einer verschlüsselten Datei zu speichern – oder aber auf den Servern des Landes bzw. Bundes. Somit kannst du dann später die Eingabe fortführen. Teilweise kannst du auch beim Folgeantrag wieder auf die Daten des Vorjahres zurückgreifen, so bei bafoeg-digital.de (Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt). In den gerade genannten Bundesländern sowie in Bayern und Thüringen hast du mit dem Online-Tool noch die Möglichkeit, den Status der Bearbeitung mitzuverfolgen. Das macht zwar nichts schneller, ist aber immerhin ein netter Service.
Seit 18. September 2020 gibt es neue, besser gestaltete BAföG-Antragsformulare. Bei den Online-Tools dauert es aber teilweise noch, bis diese die neuen Formulare nachbilden. Und fast alle Online-Tools unterstützen nicht alle Formblätter, sondern bieten bei den „fehlenden“ den Download des entsprechenden PDFs an. Aktuell oft noch in der alten Form. Die solange wohl noch gültig sind. Bitte beachte aber, dass unsere Infoartikel bereits auf die neuen Formblätter ausgerichtet sind!
Was ist mit den privaten (und damit am Ende kostenpflichtigen) Anbietern, die versprechen, dass man mit ihnen den BAföG-Antrag viel schneller ausfüllen kann?
Da die BAföG-Formblätter im ersten Moment durchaus abschreckend wirken und auch einige Online-Tools der Länder manches unnötig kompliziert darstellen (von der Ansprache ganz zu schweigen), treten zunehmend private Anbieter auf den Plan (mindestens vier verschiedene kennen wir). Sie versprechen, dass mit ihnen alles viel schneller und einfacher ginge. Ist das wirklich so?
Nun, gerade bei den „einfacheren“ Fällen dürften diese Tools die Antragstellung im Vergleich zu einem Antrag mittels der Formulare wirklich vereinfachen, weil sie einen gar nicht mit den Formularfeldern behelligen, die nicht nötig sind und teilweise die sehr juristische Sprache der amtlichen Formulare in etwas verständlichere Sprache herunterbrechen. Was manchmal aber vielleicht auch zu Missverständnissen führen kann – und im ungünstigsten Fall zu Fehlern.
Die besseren offiziellen Online-Tools (bspw. auch bafoeg-digital.de) gehen aber inzwischen auch schon so vor und zeigen nicht mehr die Formulare, sondern fragen schrittweise das nötige ab und lassen dabei offensichtlich unnötiges weg. Und wenn der Fall an sich komplizierter ist, lässt sich nicht mehr so viel herausholen. „Komplizierter“ können schon mehrere (Halb-)Geschwister sein, insbesondere wenn sie teilweise schon selbst in Ausbildung sind. Auch getrennte Eltern und Elternteile, die sowohl selbständig als auch Angestellte sind oder (auch) noch eine Rente beziehen, machen den Antrag komplexer.
Vor allem kann aber kein Tool die Beschaffung der Nachweise und der Daten für den Lebenslauf vereinfachen. Die muss man so oder so selbst zusammen sammeln und wenn man selbst bzw. die Eltern da nicht sehr ordentlich sind, ist das wohl die größte Hürde. Inwieweit die Tools selbst echte Fehler enthalten, gerade bei komplizierteren Fällen – das können und wollen wir nicht beurteilen. Eine vollkommen fehlerfreie Anwendung ist allerdings sicher nicht einfach zu implementieren.
Letztlich ist es aber auch so: Gerade, wer BAföG für ein Studium beantragt, kann das auch als Übung sehen. Auch später im Leben wird es nicht immer ohne Anträge und Formulare gehen. Probiere die amtlichen Online-Tools also doch einfach mal selbst aus, bevor du dich anderen Anbietern anvertraust … Und bei Fragen gibt es ja noch unsere ausführlichen BAföG-FAQ-Artikel und unser BAföG-Forum.
2. Vor- und Nachteile der Antragstellung Online
Wenn die Online-Tools der Bundesländer genügend Hilfestellungen bieten, Fehleingaben abfangen und die so geprüften Daten direkt elektronisch vom Amt verwendet können, sollte die Bearbeitung tatsächlich schneller erfolgen können. Bei den meisten Tools fehlt noch der letzte Punkt (nur in Bayern und Hessen ist das unserer Kenntnis schon der Fall), die ersten beiden sind überall noch verbesserungsfähig, aber immerhin schon ein wenig der Fall.
Zum Start des Online-Antrages in Hessen 2012 gab es Bedenken in Sachen Datenschutz und zu den Kosten der Einführung. Diese Kritik scheint uns aber nicht gerechtfertigt gewesen zu sein. Der Online-Antrag an sich verschlechtert jedenfalls nichts, wenn man damit vernünftig umgeht. Dass man einen Antrag mit sensiblen Daten nicht an einem öffentlichen Computer ausfüllt, sollte allerdings selbstverständlich sein.
Woran es noch hängt, sind drei Dinge: Einmal, dass jedes Land ein eigenes Tool betreibt. Dahinter stecken zwar nur drei verschiedene Grundsysteme, die aber z.T. in verschiedenen Versionen je nach Land. Für die NutzerInnen wäre ein zentrales System natürlich einfacher. Das andere ist, dass die wenigsten Tools die eingegebenen Daten direkt elektronisch den Ämtern übergeben können, sondern ein PDF erzeugt wird, dass dann vom Amt erneut eingelesen werden muss – eine unnötige Fehlerquelle. Je nach vorhandener EDV ist das leider nicht so einfach zu ändern. Schließlich sind alle Tools optisch wenig ansprechend und auch bei den Hilfestellungen ist noch viel Luft nach oben.
Trotz aller Kritik sollten die Tools genutzt werden, am besten aber auch die Landesministerien (welches das ist, kann dem Impressum des jeweiligen Tools entnommen werden) auf Verbesserungsmöglichkeiten (einige geben wir gleich) hingewiesen werden. Ohne Rückmeldungen wird nicht viel passieren.
Unsere Verbesserungsvorschläge ganz konkret:
Bundesweit einheitliches System mit automatischer Zuweisung des zuständigen Amtes und Wiederverwendungsmöglichkeit des Antrages aus dem Vorjahr
Umfassendere Plausibilitätsprüfungen (z.B. korrekte IBAN, PLZ, Geburtsdatum), mehr Hilfestellungen in verständlicher Sprache und automatische Ausfüllhilfen (PLZ => Ort automatisch vorgeben)
Übertragung der Daten direkt in die EDV der BAföG-Ämter (statt Übermittlung eines PDFs, von dem die Daten nochmals im Amt erfasst werden müssen – was in den meisten Bundesländern noch nötig ist)
Der § 46 Abs. 1 Satz 2 BAföG hat die Länder verpflichtet, ab August 2016 eine elektronische Antragstellung zu ermöglichen. Mehr recht als schlecht hatten das alle Länder hinbekommen. Bis heute können aber nirgendwo alle Formblätter in einem Tool ausgefüllt werden, die „selteneren“ Formblätter können lediglich als PDF-Formular ausgefüllt und als Anhang hinzugefügt werden.
Da das Land nicht so schnell war, hatten einige Studierendenwerke schon eigene Onlineanträge bereitgestellt. Ein Teil bieten diese weiterhin an. Sie orientieren sich direkt am Formblatt, das Landestool fragt erst Grunddaten ab und dann nur das nötige. Die Systeme der Studierendenwerke kann man nur benutzen, wenn man an einer Hochschule studiert/studieren wird, für die die jeweiligen Studierendenwerke zuständig sind!
Das geht in der Regel schneller und die meisten Tools weisen zumindest auf grobe Eingabefehler hin, vermindern also die Fehlerquellen. Und in einigen Ländern bekommt das BAföG-Amt die Daten dann direkt elektronisch und kann sie schneller weiter verarbeiten. Mehr zu Vor- und Nachteilen des Online-Antrags.
Ja, das geht inzwischen in allen Bundesländern. Es gibt kein zentrales Portal, jedes Bundesland hat seine eigene Lösung, siehe diese Liste.
Außer Zeit nichts, wenn die staatlichen Antrags-Tools verwendet werden. Übrigens braucht es meist mehr Zeit, die nötigen Belege und Unterlagen zusammen zu suchen, als den Antrag selbst auszufüllen. Und beim Suchen kann leider kein Online-Tool helfen.
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